Bemerkenswerte Persönlichkeiten der Augenoptik – Thomas Young 

Thomas Young – (1773 – 1829)

Der 1773 in Somerset, England, geborene Thomas Young war ein britischer Naturwissenschaftler, Arzt und Universalgelehrter, dessen umfangreiche Untersuchungen alles abdeckten; von der Anatomie des Auges bis hin zur Ägyptologie. Mit 14 Jahren hatte Young bereits über zehn Sprachen gelernt, unter anderem Griechisch, Latein, Arabisch und Französisch. Young fing an sich für Biologie und Anatomie zu interessieren. Das führte ihn 1792 für ein Medizinstudium an das St. Bartholomew‘s Hospital in London. Er setzte dieses Studium an der Universität von Edinburgh, Schottland, und an der Universität Göttingen in Deutschland fort. An Letzterer bekam er 1796 seinen Doktortitel verliehen. 

1799 kehrte Thomas Young nach London zurück, um eine eigene Arztpraxis zu eröffnen. Young wurde jedoch häufig durch seine anderen wissenschaftlichen Bestrebungen abgelenkt, und auch wenn er ein talentierter Arzt war, überbot er dies nochmal als Dozent und mit seinen Experimenten. Wegen seiner revolutionären Fortschritte bei der Untersuchung von Lichtwellen verglich man ihn in Fachkreisen mit Isaac Newton. 1801 wurde er zum Professor an der Royal Institution ernannt und hielt über 90 Vorlesungen, bevor er zurücktrat, um an seine Praxis zurückzukehren. Viele seiner Vorlesungen wurden einige Jahre später publiziert und werden heutzutage weiterhin als Unterrichtsmaterial verwendet. 

1811 wurde Young Arzt am St. George‘s Hospital, widmete sich jedoch weiterhin der Forschung außerhalb der Medizin, wie Literatur und alte Sprachen. Young leistete einen wesentlichen Beitrag zur Entschlüsselung des Rosetta-Steins und seine frühen Notizen und sein Entschlüsselungssystem zu Hieroglyphen ermöglichten es seinem Rivalen Jean-François Champollion, diesen 1822 vollständig zu übersetzen. 

Young bekam als Person mit einer Leidenschaft für das Lernen und als „echter Mann der Wissenschaft“ viel Anerkennung von seinen Freunden in Akademikerkreisen und seinen ärztlichen Kollegen. 

Young starb in seinem Zuhause in London im Alter von 55 Jahren und wurde in der Familiengruft in Farnborough, Kent, beigesetzt. Eine Tafel in der Kapelle von St. Andrew in Westminster Abbey ehrt Young sowie weitere bemerkenswerte britische Wissenschaftler wie Matthew Baillie und Nobelpreisträger John Strutt, 3. Baron Rayleigh.

Thomas Youngs Beiträge zur Augenoptik

Während seines Medizin- und Anatomiestudiums entwickelte Thomas Young ein großes Interesse dafür, wie das Auge Licht und Refraktion wahrnimmt. Young stellte fest, dass eine Veränderung in der Form der Augenlinse und nicht die Hornhaut dafür verantwortlich ist, wie das Auge auf Distanz scharfstellt. Der als Pionier der physiologischen Optik geltende Thomas Young ist außerdem für folgende Forschungsergebnisse zur Augenoptik verantwortlich:

  • Gilt als die erste Person, die eine Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) detailliert beschrieb. 
  • Erklärte, wie Zapfenzellen im Auge die Wellenlängen von Farben berücksichtigen. Dies wurde später als die Young-Helmholtz- oder Dreifarbentheorie bekannt – dass die Farbwahrnehmung auf drei Arten von Sehzellen beruht, die empfindlich sind für rote, grüne oder blaue Farbtöne. 
  • Entwickelte sein eigenes Optometer, um die Schärfeeinstellung des Auges genau feststellen und einfacher Brillengläser zur Sehkorrektur verschreiben zu können. 
  • Hielt vor der Royal Society Vorträge zu Themen wie dem „Mechanismus des Auges“, „Zur Theorie von Licht und Farbe“ und „Beobachtungen zum Augenlicht“, in denen er seine Forschungsergebnisse zur Anatomie des Auges und wie Refraktion und Akkommodation sich auf das Sehvermögen auswirken, ausführlich beschrieb. 

Andere erwähnenswerte Errungenschaften von Thomas Young

Als Universalgelehrter mit umfassenden Kenntnissen in zahlreichen Fächern gingen Thomas Youngs Errungenschaften weit über die seines Hauptberufs als Arzt hinaus. Young war hochinteressiert an Sprachen und Licht. Hier sind ein paar seiner erwähnenswerten Errungenschaften auf diesen Gebieten:

  • Er wurde im Alter von 21 zum Mitglied der Royal Society gewählt und wurde deren Sekretär für Auslandsangelegenheiten. Ein Posten, den er bis zu seinem Tod 1829 innehielt. 
  • Als Gegenentwurf zu Isaac Newtons Partikeltheorie des Lichts formulierte Young die Wellentheorie des Lichts. 
  • Entwickelte einen Kennwert, heutzutage bekannt als „Youngscher Modul“, der bei der Messung der Elastizität von Materialien hilft. 
  • Er prägte den Begriff „indoeuropäisch“ bei der Klassifizierung der größten europäischen Sprachfamilien. Young teilte die Sprachen der Welt außerdem in fünf Hauptfamilien ein: Monosyllabisch, indoeuropäisch, tatarisch, afrikanisch, amerikanisch. 
  • Als Ägyptologe sorgte Young für wichtige Fortschritte bei der Entschlüsselung von Hieroglyphen, welche später zur Übersetzung des Rosetta-Steins beitrugen.   
  • War ein früher Mitwirkender der Encyclopaedia Britannica. Young schrieb Biographien und Artikel zu Musik, Sprache und Naturwissenschaften. 
  • Die Youngsche Gleichung wurde nach ihm benannt. Diese beschreibt die Beziehung einer Flüssigkeit mit einer festen Oberfläche, wenn diese miteinander in Kontakt kommen, und die dabei entstehende Energie. 
  • Wurde 1822 von der American Academy of Arts and Sciences zum ausländischen Ehrenmitglied gewählt. 

Schlusswort

Youngs Theorien wurden zu einem Ausgangspunkt für weitere Forschungen und Verbesserungen durch andere Visionäre der Augenoptik. Sein Zeitgenosse Sir John Herschel, der ein paar erste Kontaktlinsenentwürfe entwickelte, bezeichnete Young als „wirklich einzigartigen Genie“.  

Auch wenn Thomas Young selbst keine physischen Sehhilfen erfand, wird seine bahnbrechende Arbeit zur Farbwahrnehmung des Auges und die Tatsache, dass er die erste Person war, die eine Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) beschrieb und Behandlungsmöglichkeiten dafür vorschlug, immer sein Vermächtnis der Augenoptik bleiben.